Orion ED 80 – Dante

Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Dante. Kurz Dante.

Ich bin der neueste Zuwachs in Ralfs Sammlung an astronomischen Geräten und zugegebenermaßen ein sehr sexy Kerlchen. Aber das wussten diejenigen, die mich kennen, auf den ersten Blick. Mich gibt es schon gar nicht mehr in Geschäften zu kaufen, sodaß ich auf dem „Gebrauchtmarkt“ zu finden bin.

Doch warum wollte mein jetziger Besitzer mich Schnuckelchen denn unbedingt haben?

Dazu muß ich etwas ausholen. Der „Gerätepark“ meines Besitzers weist bekanntermassen folgende Brennweiten auf:

  • 18-55mm (Canon EOS Kameraobjektiv)
  • 70 – 300mm (Tamron EOS Kameraobjektiv)
  • 400mm (Großfeldrefraktor „Benedikt“)
  • 750mm (Newton „Anton“)
  • 1000mm (Newton „Caesare“)

Damit ist er eigentlich gut bedient, wenn da nicht ein Loch zwischen 400mm und 750mm klaffen würde. Aber was macht diesen Bereich so interessant? Ganz einfach. Es gibt einige Objekte am Nachthimmel, die eine Ausdehnung aufweisen, für die Benedikt zu klein und Anton zu groß sind (brennweitentechnisch gesehen). Dabei handelt es sich z.B. um den Rosettennebel NGC2244, die Andromedagalaxie M31, den Herznebel IC1805.  Ausserdem ist es beobachtungstechnisch ein guter Bereich. Mit geeigneten Okularen versehen kann man in diesem Brennweitenbereich sehr interessante Beobachtungen machen.

Doch welches Gerät eignet sich dafür am besten? Nun, da gibt es eigentlich nur eine Antwort: Refraktoren bzw. Apo’s. Apo’s sind Refraktoren, die mehr als zwei Linsen haben und sich dadurch durch ein exzellentes Bild hervortun. Baaaaah, diese Wichtigmacher. Und teuuuuer sind die! Sie reichen von 400 Euro bis rauf zu mehreren tausend. Das war meinem Ralf aber viel zu viel. Schon lange beobachtete er den Markt und wusste, dass irgendwann der Zeitpunkt gekommen ist, an dem mich jemand feil bieten wird.

So. Dieser Zeitpunkt war nun gekommen. Am letzten Wochenende (03.03.2012) stolperte er in der „Biete“ Sektion seines Astroforums über eine unscheinbare Zeile: „Orion 80 ED„. Hmmmm…. das ist es! Ein Orion 80ED! Im Volksmund auch „Volks-Apo“ genannt. Weil günstig, weil gut, aber eben auch nicht mehr in der Art hergestellt. Mal weiterlesen… 1:10 untersetzter Crayford Auszug? Mooooment! Das ist nicht der originale! Da kennt sich jemand aus und hat dem guten Stück etwas passendes gegönnt. Und der Preis? Passt! Kostet ja alles was, der neue Auszug auch noch, einen Sucherschuh ist auch erkennbar, und wenn es ein Originalbild ist, dann her damit! Schnell nahm er Kontakt mit meinem damaligen Besitzer auf. Die beiden verstanden sich sofort, und schon nach 2,5 Stunden war der Kauf erledigt. Es folgten diverse nette Telefonate, und ich machte mich geputzt und gut verpackt auf die Reise. Voller Aufregung und freudiger Erwartung machte ich mich auf die laaaange Reise von Hannover nach Bayern. Das war was! alles dunkel, dauernd rumpelte es und ich hatte teilweise Ang… nein hatte ich nicht. Ich sollte schliesslich Dante werden. Und bei dem Namen musste sich Ralf ja was gedacht haben, assoziiert man mit diesem Namen ja etwas besonderes, geheimnisvolles, hochwertiges. Hrrrhhrrr… na warte, dir zeig ichs!

In der Zwischenzeit hatte sich mein neuer Besitzer schlau gemacht. Prismenschiene und einen mehr als vernünftigen Zenitspiegel gekauft. Es war also alles bereit. Am Mittwoch kam ich dann auch an. Hmmm… ich bin ein ED-Refraktor. In Erding. Kennzeichen ED. Wenn das mal kein Omen ist. Vorsichtig packte er mich aus. Knisternde Spannung auf beiden Seiten. Mit grossen Augen blickte er mich lächelnd an. „Dante?“ „Papaaaa!!!“ Er umarmte mich fest. Ha, der weiss was gut ist. Er nahm mich unter die Lupe und war mehr als begeistert. Mein früheres Herrchen Michael hat mich ja auch richtig hübsch gemacht. So. Ich wurde mit dem Besten vom Besten ausgestattet. Rigel-Finder, 8*50 Sucher, gute Prismenschiene, Zenitspiegel, die erste klare Nacht konnte kommen – dazu später mehr. Doch wer bin ich eigentlich. Meine Daten sind:

Optisches Design: ED-Refraktor
zwei Linsen mit Luftspalt
hintere Linse ED-Glas
Öffnung: 80 mm / 3,Zoll
Brennweite: 600 mm
Öffnungsverhältnis: f/7,5
FoV EOS in ° 2,58
Auflösungsvermögen: 1,45 „
Tubuslänge: 61cm (mit Taukappe)
Grenzgröße (mag) 12,10
Tubusgewicht: 2.7 kg
Okularauszug: 2″ TS-Crayford
mit 1:10 Untersetzung
max. sinnvolle Vergrösserung: 114 x
entspr. max. Okularbrennweite: 5mm
min. sinnvolle Vergrösserung: 11 x

 

Am Freitag Abend war es dann auch soweit. Um 21 Uhr etwa sollte der Mond kommen. Den konnten wir gar nicht brauchen. Ich wollte mich doch von meiner besten Seite zeigen. Ralf hat mit einer NEQ6 eine mehr als ausreichende Montierung. So musste er zwei Gegengewichte abnehmen. Bin ja schliesslich kein Schwergewicht. So kommen wir nun mit nur einem aus. Sitzt gut, passt. Ausgerichtet, eingenordet, austariert. Wunderbar. Dann wollen wir mal.

Erster Halt: Sirius. Zum fokussieren. Geht ja dank meines guten Auszuges ohne Probleme. Wooooooooow! punktförmiger Stern! Weiter, Venus. Ja wahnsinn!!!!!!! Gestochen scharf! Venus zeigte sich als „Halb-Venus“. Jupiter. Geh leck! Die vier Galileischen Monde klar als feine Punkte abgebildet, Wolkenbänder im 3,5mm Nagler astrein dargestellt. Weiter. Orion. Mein Namensgeber. Schnell auf M42, dem Orionnebel. Den hatte Ralf ja neulich erst mit Caesare fotografiert. EIn Traum! Die Trapezsterne erstklassig! Der Nebel wunderbar strukturiert. Urteil optisches beobachten: 1 mit Stern!

Jetzt Fotografieren. Aber schnell! Der Mond kommt langsam. Also auf zum Rosettennebel NGC2244. Die EOS 1000Da wunderbar satt sitzend adaptiert. Um in den Fokus zu kommen war der Zenitspiegel zu lang, also nahm er eine 2″ Verlängerung von Caesares Okkualauszug her. Perfekt. Autoguiding gestartet, Aufnahmen programmiert, Feuer frei!

Leider konnte ich nicht mehr von dem zeigen, was ich drauf habe, denn der Mond überstrahlte nun den ganzen Himmel, und so mussten wir leider schon vorzeitig aufhören.

Das Ergebnis stellte Ralf aber definitiv zufrieden. Ich glaube er ist mehr als zufrieden. Nicht umsonst gab er mir diesen wundervollen Namen:

Danke Dante!

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