Eigenbau einer Gartensternwarte

1. Idee

2. Anforderungen

3. Gegebenheiten

4. Planung

5. Aufwand
5a. zeitlich
5b. finanziell

6. Ausführung
6a. Vorbereitungen
6b. Buddeln!
6c. Rohr ablängen und Leerrohre einbringen
6d. Betonieren des Fundamentes
6e. Betonieren der Säule
6f. Boden
6g. Wände
6h. Dach
6i. Elektrik
6j. EDV
6k. Optik
6l. restliche Arbeiten

7. Lessons Learned

1. Idee
Jeder Hobbyastronom kennt das. Man schleppt sein Geraffel in den Garten, kommentiert den einen oder anderen Fehltritt oder Stolpern lautstark, verrenkt sich so ziemlich jeden verfügbaren Knochen und Muskel ob der zig Kilogramm welche bewegt werden, nivelliert das Stativ, nordet die Montierung ein, balanciert Optik und Gegengewichte aus, kolimiert die bis dann hoffentlich ausreichend temperierte Gerätschaft, schließt Kameras nebst Fokussierung selbiger an, startet den Rechner, startet das Autoguiding  und ist nach 30 bis 60 Minuten (Abhängigkeit: wohlwollendes Mitspielen der Technik) einsatzbereit um den Himmel, der sich durch zwischenzeitlichen Aufzug von Nebel, Wolken oder sonstigen widerspenstigen Gemeinheiten uneinsichtig ob der bevorstehenden Beobachtungsnacht zeigt, per Flüchen und Faust zeigen seinen Unmut zu äußern und alles wieder schön abzubauen, zu schleppen und verstauen. Klar. Wieder mindestens 30 Minuten vertan. So kommt man auf Minimum 60 Minuten Einsatzzeit mit null zählbarem Ergebnis. Dies geschah bei mir im Zeitraum November bis Februar 15 (in Worten: fünfzehn) mal.
Es musste doch eine andere Lösung geben. Eine, bei der man schnell loslegen konnte und dies auch noch ohne den Körper allzu sehr in Mitleidenschaft zu ziehen. Reproduzierbare Ergebnisse und die Abschattung der Straßenbeleuchtung seien hier noch als weitere Argumente genannt. Also: Eine eigene Gartensternwarte. Zumindest eine Säule als Anfang, die später mit einer Gartensternwarte ausgebaut werden kann, sofern man dann immer noch diesem Hobby fröhnt.

]Planung

2. Anforderungen

Bezahlbar muss es sein, also simpel von der Konstruktion und dennoch die gegenüber normaler Gartenhäuschen gehobenen Anforderungen erfüllen. Solide (Fundament und Wände) und massiv, aber auch nicht zu schwer (vor allen Dingen das aufschiebbare Dach). Es soll sich dezent und schön in den Garten einpassen und diesen nicht dominieren. Allwettertauglich Stürmen, Regen, Schnee und gleißender Sommersonne trotzen. Einbruchsicher wäre noch wichtig (massive Tür ohne Glas und keine Fenster, Alarmanlage) und ausreichend dimensioniert. Mit einer ausreichenden Höhe um von den Straßenlaternen nicht geblendet zu werden und dennoch nicht zu hoch, um genug Himmel zu erreichen. Ausreichend Beleuchtung (Rotlicht und „normales“ Licht), elektrische Anschlüsse (über Kreuz schaltende Lichtschalter, ausreichend Steckdosen mit 230 Volt, genügend 12V Anschlüsse und natürlich üppig viele USB Anschlüsse vom Teleskop zum PC-Arbeitsplatz. Ach ja, einen kleinen Stauraum und einen 24“ Monitor an der Wand zur Überwachung der Ergebnisse braucht’s auch noch. Die Liste wächst und wächst

3. Gegebenheiten des Gartens

a) Im Westen eine haushohe Tanne und dahinter die Lichtglocke des Flughafen Münchens.
b) Im Norden das Wohnhaus, aber freier Blick zu Polaris ist vorhanden.
c) Im Osten zwei Straßenlaternen mit (noch) weißem Licht und einer freien Sicht ab ca. 20°. Wobei eine Laterne durch geschickte Ortswahl keine Rolle mehr spielt.
d) Im Süden ab ca. 25° Sicht.

Somit wäre der Standort an der westlichen Grundstücksgrenze, da der Westen eh schon verloren ist, mit Ausrichtung nach Süden (da spielt sich am meisten ab). Bei der nun gefundenen Lokation handelt es sich um Schwiegerelterns Tomaten-, Salat und sonstigem Grünzeugbeet, welches bei der Bekanntgabe meiner Absicht mit verständnislosem Kopfschütteln freigegeben wurde.

[ Status quo

4. Planung
Wie plant man also eine Gartensternwarte. Macht man ja nicht jeden Tag. Erstmal fleissig gegoogelt, Foren durchstöbert, bei anderen angefragt und gelesen, gelesen, gelesen. Als Mindestmaß werden überall 2m Länge bzw. Breite angegeben. Besser 2,5m. Mehr brauchts angeblich nicht. Meine Berechungen ergaben das gleiche. Also wird die Grundfläche ein Quadrat mit einer Seitenlänge (innen) von 2,5 Metern. So. Das hätten wir schon mal. Doch es gibt noch zwei weitere essentielle Fragen zu klären: welche Säule und welches Dach?

 Grobplanung

Die Säule
Hier unterscheidet man zwischen zwei Varianten, die sich durchgesetzt haben. Erstens eine Betonsäule, zweitens eine Stahlsäule. Für beide bedarf es eines ausreichenden Betonfundamentes, welches ich mit 100*80*80cm für mehr als ausreichend dimensioniert halte.

 
i.     Betonsäule

Ein Abflussrohr (sogenanntes KG Rohr) mit ausreichend Durchmesser (bei mir 250mm) dient als Schalung und wird auf die richtige Länge gekürzt, um anschliessend mit vier gegenüberliegenden Löchern am unteren Ende, in die nach aussen überstehende Gewindestangen geschoben werden –  was der Stabilität hilft – sowie mit einem Loch oben und unten für ein Leerrohr, in welches später die Kabel kommen, versehen wird. Dieses Rohr wird in das vorher ausgehobene Loch gesteckt, in welches Abstandhalter und ein Eisengitter in 10cm Höhe über dem Grund platziert werden. Senkrechte Eisenstangen von diesem Gitter in das Innere des Rohr ragend verstärken das Ganze. Mit der Wasserwaage wir peinlich genau auf die senkrechte Ausrichtung geachtet, und zwar zu jedem Zeitpunkt bis der Beton ausgehärtet ist. Nun wird das Loch mit Beton gefüllt, ca. 40 cm hoch. Dann wieder das Lot überprüfen und warten, bis der Beton angezogen hat. Anschließend den Rest befüllen bis ca. 10cm unter der Bodenkante (verdichten nicht vergessen!). Hier kommt später Erde bzw. Kies und Bodenplatten drauf und man sieht nichts mehr von dem unterirdischen Klotz. Zu guter letzt wird das Rohr mit Beton aufgefüllt, und zwar unter ständigem Verdichten. Nun wird der vorher organisierte Betonsäulenadapter nebst Abschlussplatte senkrecht im noch weichen Beton platziert und der Azimutzapfen per Kompass genauestens nach Norden ausgerichtet. Hier ist penibel darauf zu achten, daß der Adapter wirklich genau per Wasserwaage waagerecht auf der Betonsäule sitzt. Später kann noch leicht durch die Gewindeschrauben nachjustiert werden. Während des Vorganges des Austrocknens immer wieder die korrekte Ausrichtung überprüfen und ggf. nachkorrigieren.

ii.     Stahlsäule
Eine vorgefertigte Stahlsäule wird auf das Betonfundament gebohrt, ggf. mit Sand gefüllt und am oberen Ende wie vorhin beschrieben per Adapter verschlossen.
Ich habe mich für die erste Variante entschieden. Gründe dafür sind Kosten und Flexibilität. Und ja, da man das unansehnliche dunkelorange auch weiß streichen kann, auch optische Flexibilität.

Das Dach
Das interessante und schwierige an einer Gartensternwarte ist das Dach. Im Gegensatz zu gängigen Gartenhäuschen hat es kein starres Dach, sondern ein flexibles, welches sich öffnen kann. Auch hier gibt es verschiedene Varianten. Rolldach (das Dach nebst Gibel läuft auf zwei Auslegern und lässt sich somit öffnen oder schliessen), Kuppeln (die wohl bekannteste Variante, bei der ein fast kugelförmiger (meist weißer) drehbarer Aufbau mit Kuppelspalt auf einem Unterbau thront sowie die Klappdach Variante.

i.     Rolldach

Rollgiebeldach
Sieht aus wie ein Gartenhaus mit Dachfirst. Fehlen nur noch die Geranien.

Rollflachdach
Kein Giebel sondern eine Fläche mit Gefälle. Leichter als die Rollgiebelvariante.

ii.     Kuppeln
Kuppeln sind teuer, verhakeln leicht und durch den relativ engen Kuppelspalt dringt aufsteigende Luft nach aussen. Und genau an dieser Stelle äugt man durchs Teleskop in unendliche Weiten. Da ist Geflirre (das sogenannte Seeing) vorprogrammiert. Hoecker, sie sind raus!

iii.     Klappdachvariante
Eine Version, bei der die Dachhälften aufgeklappt werden können. Teilweise auch die Stirnseiten der Sternwarte. Ob das so schliesst? Ich weiss nicht recht. Ist ja immerhin ein großer Hebel. Wir sollten den Klappstuhl begraben… ääääh die Klappdachvariante!

Somit ist auch die Frage, welches Dach es werden soll, gelöst. And the winner is: The Rollflachdach!

5. Aufwand
Von nix kommt nix. Diese kleine aber feine Weisheit gilt gerade bei diesem Projekt. Es gilt dabei, zwei Faktoren zu beachten. Zeit und Geld.

5a. Zeitlicher Aufwand
Natürlich will man so schnell es geht zu seiner lang ersehnten Sternwarte kommen. Doch gut Ding will Weile (und Geld) haben. Zeitlich setzt man ein derartiges Projekt am besten von Frühling bis Herbst an. Bei mir ist es genau so. Das wichtigste braucht man zuerst: Die Säule. Also buddelt man rechtzeitig, um nicht in Zeitdruck zu kommen. Ich habe mir für das Graben des Loches drei Wochenenden vorgenommen, beginnend Mitte April (ist immerhin ein Kubikmeter unbekannter Erde). Dann noch mal zwei Tage für die Vorbereitung des Rohres und den Eisenkäfig, die Leerrohre etc. pp.  Dann wird das Ganze mit Beton ausgegossen – noch mal ein Tag, also insgesamt ein lockerer Monat.  Somit Mitte Mai. Dann erstmal Pause, dann die Begradigung des Erdreiches aussenrum, wo mal die Sternewarte hin soll nebst auffüllen mit Kies und Pflastern.  Dann  noch die Verlegung der Stromleitung, Anschluss derselben und Verlegung der USB Kabel. Also sind wir bei Mitte Juni. Dann erstmal das alles geniessen. Der von mir favorisierte Zimmerer hat Anfang Herbst Zeit für das Häuschen, also Anfang September.  Ich rechne mit vier Wochenenden Bau. Anfang Oktober dann die letzten Arbeiten in der Sternwarte, sodaß ich Mitte Oktober – nach 6 Monaten Bauzeit – fertig sein werde. Insch Allah…

5b. Kosten
Für die Säule hab ich in etwa 600 Euro veranschlagt. (KG Rohr 70 Euro, Adapterplatte oben 230 Euro, Beton anliefern (ja ich bin faul!) mit Mindermengenzuschlag 200 Euro, Kleinzeug etwa noch mal 100 Euro.
Für Ebnen, Kies, Platten setzen veranschlage ich mit 400 Euro.
Zwischensumme: 1.000 Euro
Das Häuschen selber wird noch mal heftig zu Buche schlagen – von 2.000 bis 4.000 Euro ist da alles drin. Gesamtkosten: 3.000 – 6.000 Euro. Komplett.
Resultat: Sechs Monate und 5.000 Euro.

6. Ausführung

a) Vorbereitungen
Hier ist es besonders wichtig, sich mit anderen auszutauschen, Genehmigungen (innerbetrieblich) einzuholen, und alle Mitbewohner über das Vorhaben zu informieren um nicht unliebsame Überraschungen gegenüber zu stehen.

b) Buddeln
Jetzt geht’s los! Wie angekündigt ist hier genug Zeit mit einzurechnen. Der erste Spatenstich erfolgte am  14. April 2012 um 14:01 Uhr und 56 Sekunden.

Der erste Spatenstich
 

Fertig gebuddelt

Als Schreibtischhengst muß man sich erstmal wieder an körperliche Arbeit gewöhnen. Lieber langsam beginnen aber dafür durchhalten. Wann immer sich die Gelegenheit gibt: raus und buddeln! Das reduziert die Gesamtzeit erheblich und der Körper gewöhnt sich schneller. Anfangs jault das Kreuz und die Muskeln verwünschen einen, aber das geht vorbei. Beweisfotos siehe unten.  Fertigstellung des Loches: 29.04.2012.

Ja wo isser denn?

c) Rohr ablängen und Leerrohre einbringen
Hier kann man sich ganz gewaltig verschätzen, was die Gesamtlänge betrifft.

Folgende Berechnung traf bei mir zu: Derzeit liegt der Montierungskopf meiner NEQ6 auf einer Höhe von 73cm auf dem Stativ auf. Das ist also die gewünschte Höhe. Ich bin jetzt 80cm tief im Loch, sappralott, wie lang muss das Rohr werden? Folgende Kalkulation:
Lochtiefe; 80cm
Bodenaufbau: 10cm
Abschlussplatte, Adapterplatte und Gewindestangen: insgesamt 22cm
Also 73cm – 22cm + 10cm + 80cm = na? Richtig, 141cm Gesamtlänge braucht das Rohr. Wohlan Meister Matthias, walte Deines Amtes! Länge er ab!

Matthias und die Flex – eine Symbiose

Da ich keinen Kabelsalat aussen haben will, verlege ich die Kabelei innen. Also erstmal genau überlegen, von wo aus der Strom rein muss (logischerweise unten), wo er raus muss (kurz über dem Boden um eine Aussensteckdose am Säulenfuss zu haben), und wo er schlussendlich in welcher Anzahl mit Steckdosen versehen werden muss (unter der Adapterplatte am oberen Ende des Rohres). Und da ich ja auch die Gerätschaften, die sich an und auf der Säule befinden, mit meinem Notebook in der Ecke verbinden will,  werden auch gleich Leerrohre für die USB Verbindung mit eingezogen. Matthias hatte passende Eisenkäfige für das Innere des Rohres, also haben wir das alles erstmal schön eingebaut und drei Eisenstangen am Fusse des Rohres eingebaut, welche über Kreuz stehen und nach aussen ca je 10cm ragen, was die Stabilität erhöht. Sieht dann so aus:

d) Betonieren des Fundamentes
Matthias hatte noch einen langen Eisenkorb, den wir in vier etwa gleich grosse Teile kürzten und in die Ecken als Bewehrung steckten Von Natur aus eher ablauforganisiert (andere sagen faul) entschloss ich mich, den Beton vom Betonwerk am Ort liefern zu lassen. Jaja, ich weiss, faul. Aber ich musste uuuunbedingt das Loch wieder zufüllen, weil (Zitat) „da ja jemand reinfallen könnte“. Alles mögliche wurde aufgezählt, sogar Schildkröten. Schildkröten… aaaah ja!. Somit kam noch am gleichen Tag der Beton (insgesamt ein Kubikmeter, das entspricht 2.500 kg!!!), welcher in Schubkarren zum Ort der Bestimmung gekarrt und abgelassen wurde.

 
Das Fundament ist betoniert

e) Betonieren der Säule
Die Säule wurde im gleichen Maß wie das Fundament mitbetoniert. Nachdem alles entleert war, setzten wir zwei lange Balken und zwei kürzere als Gerüst ein, um die Säule in ihrer Position zu stabilisieren. Die Adapterplatte wurde gleich mit einbetoniert, der Azimutzapfen, der peinlichst genau nach Norden zeigen soll, per Kompass ausgerichtet, die Position der Säule genauestens per Wasserwaage ausgerichtet, vertikal (Säule) sowie horizontal (Abschlussplatte) wurde genauestens die endgültige Position der Gartensäule fixiert.


Betonieren der Säule


Matthias – ohne ihn wäre das alles nicht so gelaufen wie es ist. Danke!

Die Punkte c –e wurden dank der immensen Hilfe meines guten Freundes und Nachbarn Matthias innerhalb von sechs Stunden bewältigt. Ideen hatte er, zugepackt hat er, handwerkliches Können vom Feinsten. Matthias, danke für Deinen selbstlsoen Einsatz und Deine Hilfe! Ohne Dich hätte ich das nicht so schnell und gut hinbekommen. Solche Nachbarn braucht man!!!!

So sieht die Säule nun aus:


 Die Säule – (fast) fertig!


A Trauuuum!

f) Boden

Freitag, 18. Mai 2012

So, weiter gehts. Zwischenzeitlich habe ich bereits erste Aufnahmen gemacht. Da wackelt nichts, alles stabil, die Ausrichtung auf Polaris habe ich beim betonieren anscheinend auch richtig getroffen. Ich musste nur um etwa 2° nachstellen, passt.

Jetzt gehts in die nächste Runde – die Punktfundamente müssen her. Auf diesen wird die Sternwarte ruhen. Also nochmal buddeln, 80 tief mit nem 30er Durchmesser. Ach komm hör auf! Ich hab das buddeln langsam satt. Wie soll ich denn in dem Betonboden in einem nur 30cm breiten Loch fast nen Meter tief kommen?

Grüüüübel… Hmmmmhmmm…

Aber ja, ich habs! Das ist die Idee! Mir ging es wie dem kleinen Wickinger mit dem viel zu großen Kopf. “Erdbohrer! Einen Erdbohrer mieten!” dachte es und legte los. Ich reservierte bei Verleihnix in München für heute (Brückentag) 8 Uhr selbigen. Das bedeutete um 6 aufstehen damit ich pünklich da bin. Vorbei an der Allianzarena, bei der der Name aussen durch “UEFA Champions League” ersetzt wurde reckte ich meine geballte Faust zum Gruße an den FCB nach aussen. “PACK MA’s, BUAM!” kommentierte ich ob des bevorstehenden Finale Dahoam  und holte den Bohrer ab. Zwei Leberkässemmeln und eine Stunde später war ich daheim. Ein Zweitakter, der 80cm tiefe Löcher mit nem 15cm Durchmesser bohren sollte. Und das in meinen Händen. Leute, damit werd ich zur Waffe. Ich ging nochmal die Liste meiner besonders geliebten Mitmenschen durch. Mit einem “Vergiss es Bub, dafür reicht der Sprit nicht” liess ich es bei der Idee. Hat aber was…

Prrreeeeetpetpetpet legte er los, der Bohrer. Mit mir. Oder ich mit ihm? Egal. Die ersten Löcher waren schnell auf 40cm Tiefe ausgehoben. Voller Frust wegen des mit gefühlten 130dBA charmant vor sich hindröhnenden Verbrennungsmotors feuerte der 14 Wochen alte “Hund” meines Schwiegervaters jaulend und scheppernd den Blechsaufnapf durch seine Behausung. Herrlich, dieses Ambiente. Ich hatte auch schon einen anderen Titel für diesen Blog im Hirnkastl: Mad Max – and the Erdbohrer!


Der rettende Gedanke: ein Erdbohrer!

Aber dann die Zaunseite. Geh leck! Ist da ein Führerbunker drunter von dem ich nix weiss? Erdings Pyramiden sogar? (Natürlich umgedreht gebaut?) Keine Ahnung. Der Boden war hart wie Beton, und zusätzlich auch noch von der depperten Tanne mit reichlich Wurzelwerk durchzogen. Matthias, der zwischenzeitlich recht verkatert ob der Zelebrierung des gestrigen Vatertages erschien, half mir.

Um 13 Uhr waren wir fertig. Aber fix und fertig. Erdreich wieder entsorgt, Werkzeug gereinigt, basta. So sieht es derzeit aus:


Die Fundamente sind bereit für den Beton

Montag, 13. August 2012 – 07:30 Uhr

Heute ist es also soweit, die Sternwarte kommt! Mein Zimmerer Thomas erschien pünktlich auf der Baustelle und hatte die Sternwarte auf seinem Anhänger geladen.


Montag, 13. August 2012 07: 30 Uhr – jetzt gehts los!

Alles wurde erstmal im Garten verteilt. Die Sternwarte ruht logischerweise auf dem Boden, somit braucht dieser eine hervorragende Stabilität. Thomas‘ Grundkonstruktion wurde per Anker auf die Punktfundamente geschraubt und mit Kies, der vieeel zu spät geliefert wurde, aufgefüllt, um anschliessend mit Dachpappe und OSB Platten vollendet zu werden. Mein Kumpel Lars hatte eine geniale Idee. Normalerweise schüttet man den Kies in einem Streifen von etwa 30cm um die Hütte. Dies hätte aber einen erheblichen Aufwand bedeutet: das setzen von Randsteinen. Lars meinte, man könnte einfach am Sockel Bankirai Holz verwenden, welches somit als Schürze dient und diesen Aufwand erspart. Gesagt, getan.


Meister Lars und der Boden


2.000 Schrauben wurden beim Bau verwendet. Der OSB Boden und die Bankirai Schürze.

Dann gabs erstmal Brotzeit. Es war immerhin schon 11 Uhr und die Ladies hatten sich das verdient. Zur Belustigung trug ich mit meiner Campingstuhl-Akrobatiknummer bei… Haha…


Das Campingstuhl Massaker!

g) Wände

Nun ging es sehr schnell. Die einzelnen Wandsegmente waren von Thomas bereits vorbereitet und konnten so zügig aufgestellt werden. Das Aufstellen der Wände dauerte in etwa nur 90 Minuten.

Die Wände bestehen innen aus OSB-Platten, um die 5cm starke Balken die Rahmenkonstruktion bilden. Luft ist bekanntermassen ein guter Isolator. Deswegen verzichtete ich auf irgednwelche Styropor oder sonstigen Füllmaterialien. Wenn man auf einer derart gut funktionierenden Baustelle ist, sprechen sich die einzelnen Fachbereiche (Kontruktion und Elektrik) direkt untereinander ab und bohren schon mal Löcher in die Balken für die Leerrohre der Elektrik sowie die Unterputzdosen. Ist dies alles geschehen, werden auf die Rahmen Nut- und Federbretter geschraubt.


 Hermann und Matthias – die besten Nachbarn die es gibt!

h) Dach

Ich wollte ein Flachdach. Es sollte einfach kein Gartenhaus Look entstehen. Davon gibt es schon eines im Garten. Thomas wählte also eine Flachdach Variante mit 5° Neigung, welche mit natürlichen Isoliermaterial (Platten mit etwa 7cm Stärke) gegen starke Sonnenneinstrahlung wirken sollte. Auf diese kam eine Konterlattung und das Dach aus einer Art Wellblech, das auf der abfallenden Seite etwa 15cm übersteht, um das Regenwasser etwas von der Sternwarte entfernt herablaufen zu lassen. Der Rahmen alleine war schon sehr schwer, sodaß alle fünf Anwesenden beim hochheben helfen mussten.


Hau ruuuuuck!

Nach dem Hochwuchten des Daches wurde es mit den eben erwähnten Isolierungs- und Blecharbeiten weiterbearbeitet. Da es nun heftig an Gewicht zugelegt hatte, liess es sich schon nicht mehr ganz so einfach mit einem Finger bewegen. Man muß schon ganz schön schieben bzw. ziehen um es zu bewegen.

Am Ende des ersten Tages sah die werdende Sternwarte wie folgt aus:


Ende Tag 1 – der Rohbau ist fertig.

i) Elektrik

Lars und ich waren noch bis 0:30 Uhr morgens im inneren der Sternwarte damit beschäftigt, Leitungen zu verlegen, Dosen zu setzen und die Leerrohre mit Kabelbindern und Schrauben an den Aussenseiten der OSB Platten zu fixieren, damit Thomas, der Zimmerer, am nächsten Tag mit der Beplankung mit Nut- und Federbrettern beginnen konnte.

[
Erinnerungsfoto, falls mal was sein sollte und man an die Kabel ran muss.

Wie konnte es anders sein, als daß Larsi wieder einen genialen Gedanken hatte. Normalerweise verwendet man ja 230 Volt. Manche Geräte wie die Montierung, Kameras, Fokusierer und anderes Gedöhns benötigen aber 12V. Ein extra 12V Netzteil hatte ich ja schon. Lars dachte also, man könne mit der Hauptstromleitung in die Sternwarte (230V) und vom Netzteil zusätzlich 12V einspeisen und sich somit lästiger zusätzlicher Kabel entledigen. Dafür verwendete er ein 5adriges Stromkabel und baute das Netzteil entsprechend um. Perfekt!

Bei der Beleuchtung dachte ich zuerst an LED Beleuchtung. Mein Bekannter Armin arbeitet bei einem Elektro-Großhandelsunternehmen und versorgte mich nicht nur mit Material sondern auch mit entsprechenden Katalogen zum Thema LED. Such Dir was aus, meinte er. Lars und ich schmökerten. Schon feines Sachen gibts da! Suma sumarum aber 300 Euro nur für rotes und weisses Licht auszugeben war dann doch zuviel des Guten, und so endeten wir mit vier Baumarkt Lampen für den Keller zu vier Euro das Stück. Tuts genauso wie LED. Ha!

j) EDV

Einen PC wollte ich natürlich zur Steuerung der Montierung und zum Aufnehmen von Bildern. Also kaufte ich meinem Arbeitgeber für wenig Geld einen alten Rechner ab, spielte Windows 7 drauf sowie alles anderen benötigten Programme. ASCOM, Backyard EOS, Stellarium und PHD Guiding. Das Ganze sollte auf zwei 24″ TFT’s laufen, die ich mir im Angebot von Aldi im Juni kaufte. Diese TFT’s sind per Wandhalterungen übereinander im IT-Eck der Warte angebracht, sind schwenkbar und sehr platzsparend angebracht. Das beste: alles läuft..


Scotch me up, Beamie!

Da ich um jeden Preis Kabelsalat und Stolperfallen vermeiden wollte, dachten Matthias und ich bereits beim betonieren der Säule an ein Leerrohr für das USB Kabel, durch das ein aktives Kabel vom HUB an der Säule ins IT Eck laufen sollte. So. Jetzt kam dieses Kabel und war natürlich – zu dick am Stecker. Lars kam mit einer Zange und… er tat es!!! Schnapp, war es ab. Hermann und Lars zogen das kastrierte Kabel durch das Leerrohr. Als es durch war, lötete Lars mit viel Fingerspitzengefühl alles wieder an. Passt. Die Enttäuschung kam später, denn Win 7 meldete, daß es doch von Vorteil wäre, wenn die Geräte an einem USB 2.0 Verteiler angeschlossen wären. Hääää? Wie 2.0? Ich hab doch 2.0! Schau! Da! Auffer Packung steht doch 1.1… schei….eeee!!!! Irgendwas ist ja immer, aber in der Zwischenzeit behelfe ich mir mit einem USB 2.0 Verlängerungskabel, welches eben auf dem Boden von der Säule zum PC läuft. Lars hat schon ein passendes Kabel mit Mini Stecker ausfindig gemacht, das kommt noch.

k) Optik

Meine Optiken standen nun fest. Der Vixen VMC200L und er Orion ED80 (Einstein und Dante) sollten es sein. Also liess ich ihnen noch vor dem Einzug in die Sternwarte etwas gutes zukommen und fuhr mit ihnen letzten Donnerstag nach Haßfurt zum Optik-Guru Herrn Rohr. Der Trip von 700km sollte sich auszahlen, denn wenn dann richtig. Die Optiken sind beide in Ordung, und Dank vieler Ideen meiner Astrofreunde Michael, Christian und einiger anderer meines Wirkungskreises im Forum Stellarum war schnell eine Lösung gefunden, wie man die beiden „verheiraten“ konnte – per Huckepack. Ralf Mündlein gab mir auch noch wertvolle Tips im Rahmen eines denkwürdigen Abends in Franken, bei dem ich meine Astrofreunde erstmalig treffen durfte und in Ralfs Supersternwarte vom Glauben abfiel, was möglich ist und was ein paar Weißbier bewirken können, gelle Uwe? 😉

eq8
 Frithjof (8″ ACF) und Galileo (TOA 130) auf der EQ8

Ein weiteres Problem tauchte auf, das nicht ganz ohne ist. Bei der Planung der Sternwarte ging ich von der Nutzung meines 8″ Newtons aus und dimensionierte die Betonsäule der zu erwartenden Nutzhöhe entsprechend. Beim Newton blickt man ja relativ nah an der Tubusöffnung in das Fernrohr. Also ist das ok, er hat ja auch einen Meter Länge. Nun verwende ich aber andere Gerätschaften, bei denen man am Ende in die Optik blickt, und die auch wesentlich kürzer sind. Also ist die Säule zu kurz um ausreichend nach Süden zu blicken, wo im Sommer spannende Objekte zu beobachten sind (Trifid- und Adlernebel) und im Winter der Orion mit deinem gleichnamigen Nebel sowie Pferdekopf und co. warten. Mist. Aber auch dafür wird es eine Lösung geben.

Jetzt muss ich sie nur noch perfekt ausbalancieren, einscheinern und deckungsgleich bringen, dann ist auch dies erledigt. Aber man braucht ja auch noch etwas zu tun für die Zeit zwischen den Spechtelabenden…

l) restliche Arbeiten

Mittwoch und Donnerstag wurde viel gestrichen. Dank einer genialen Idee meiner Albireo entschied ich mich für die Farben weiss als Hauptfarbe und blau für die Akzente. Meine liebe Tochter half mir bei sengender Hilfe mit dem streichen, ohne zu murren oder zu knurren. Zum Glück sind große Ferien. Mit viel Disziplin und Einsatz verhalf sie der Sternwarte zu ihrem optischen Endstadium und verwendete dabei 5l weiße und 1,5l blaue Farbe. Danke Maus!

Erde um eine Sternwarte herum ist natürlich suboptimal. Deswegen säte ich Rasen an. Hab ich ja schon 1000 mal gemacht. Lach. Noch nieee! Auf der Verpackung des Saatgutes stand in Kreuzform ausstreuen. Mhmmmm. Mach ich. Dann drübertrippeln um die Saat ins Erdreich zu befördern. Auch ok. Aber das gießen im 2-Stundentakt bei über 30°C ist schon heftig. Und wann geht das Zeug mal auf? Wir werden sehen. Aus dem Vorgarten entnahm ich drei Stauden Chinaschilf und grub diese ein. Und den Hammer brachte natürlich Matthias mit Familie. Ich fragte, woher sie ihre Thujas hatten. Er meinte, das ist ein Lebensbaum, Mann! Mir doch wurscht. Seine Liebste Vroni sagte, ich könne die da vorne am Hauseck gleich mitnehmen. Was? Einfach so? Klar! Wahnsinn! Und schon hatte ich eine Thuj… ääähm einen Lebensbaum zur Sternwarte.

Ohne meine Freunde und Nachbarn wäre dies alles nicht möglich gewesen. Alleine Matthias hat wiederholt seine Freizeit geopfert, am Montag sogar einen kompletten Urlaubstag, um mir zu helfen. Lars fuhr extra von Biberach zu mir um zu helfen, ein wahrer Jagdwolf! Hermann half auch jederzeit und gerne, dank des guten Maxlreiner Bieres und mein Zimmerer Thomas, der meine Ideen zu wundervoll in die Praxis umgesetzt hat, sucht auch seinesgleichen. Michael aus Erlangen gab mir auch stets hilfsbereit Tips, und Christian war auch eine wertvolle Informationsquelle!

DANKE EUCH ALLEN AUS TIEFSTEM HERZEN!

Somit steht nun die Sternwarte, die den Namen Paul Stephani Observatorium (nach meinem lieben Großvater, der mir den Einstieg in die Astronomie mit fünf Jahren ermöglichte) trägt.

Hier ist sie in voller Pracht nach 80h Arbeitseinsatz (2012):


 Das Paul Stephani Observatorium (PSO)

Und so sieht sie nach elf Jahren Betrieb (2023) aus: 

„as time goes by…“

7. Tips und Lessons Learned

1. Rechtzeitig anfangen zu planen
2. lesen, fragen, verstehen!
3. Für finanziellen Spielraum sorgen
4. Zeit nehmen und nichts überstürzen
5. Beim Bauamt fragen ob eine Genehmigung erforderlich ist (bei mir wars nicht so)
6. Säule und Fundament großzügig dimensionieren
7. Nachbarn informieren was man vorhat. Beruhigt sie ungemein.
8. Säule hoch genug planen.
9. Ausreichend Helferlein organisieren
10. Elektrische Reserven lassen (Steckdosen etc.)

und zu guter letzt:

SICH AUF DAS ERGEBNIS FREUEN! 

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